Nachruf
Traurig nehmen wir Abschied von Wolfgang Kleinschmidt. Nach zuletzt längerem Aufenthalt in einem Fritzlarer Altenpflegeheim ist Wolfgang, oder wie ihn viele auch nannten „Wolle“, „Schmidti“ oder „Amigo“ am 27.5.2018 nach einem sicherlich außergewöhnlichen Leben im Alter von 85 Jahren von uns gegangen.
Viele, wie auch ich, kennen Wolfgang aus ihrer Schulzeit in der Waldschule Hagen (im Bremischen). Dort unterrichtete Wolfgang lange Jahre Kunst auf seine unnachahmliche Weise. Wolfgang fiel als Lehrer aus dem Rahmen, nicht zuletzt was seine Unterrichtsmethodik anging. Er lehnte schon damals Konformität ab, provozierte und setzte vielmehr auf Individualismus. Einige liebten es, andere kamen damit weniger zurecht. Fakt ist, dass sich sicherlich jeder, der einmal Unterricht bei Schmidti hatte, auch heute noch an ihn erinnert.
Bereits während meiner Schulzeit begeisterte ich mich für Wolfgangs Werke, so dass ich mir von meinem Taschengeld meinen ersten Original Kleinschmidt kaufte, die Insel. Die Insel hängt heute bei mir im Flur neben vielen anderen Werken, die Wolfgang über Jahrzehnte zeichnete. Sein unverwechselbarer Zeichenstil der kalligraphischen Abstraktion lässt jedes seiner Werke direkt als einzigartigen Kleinschmidt erkennen. Später, während meiner Studienzeit in Köln, veranstalteten wir gemeinsam 2 Vernissagen und verkauften zahlreiche Bilder an Freunde und Kommilitonen. Ich bin mir sicher, dass diese Bilder auch heute noch im Besitz der Käufer sind.
Immer wieder besuchte ich Wolfgang in seinen Ateliers zunächst in Sandstadt bei Hagen, später in Grömitz an der Ostsee und zuletzt in Fritzlar. Diese Ausflüge waren stets ein besonderes Erlebnis und führten regelmäßig dazu, das ein oder andere neue Bild zu meiner Sammlung hinzuzukaufen. Die teilweise unglaublichen Geschichten, die Wolfgang dann erzählte, werden mir stets in Erinnerung bleiben.
Wolfgang´s 80. Geburtstag feierten wir 2013 gemeinsam in der Antik Galerie in Alsfeld-Leusel unweit von Fritzlar. Seine Galeristin, Bettina Köhler, organisierte die Feier, an der zahlreiche Freunde teilnahmen. Zuletzt traf ich Wolfgang in seiner Wohnung in Fritzlar vor 3 Jahren. Zeichnen konnte er damals altersbedingt schon nicht mehr.
Ich werde Wolfgang als besonderen Menschen stets in freundschaftlicher Erinnerung behalten.
Wolfgang Kleinschmidt
Wolfgang Kleinschmidt, am 17. Januar 1933 in Stettin geboren, lebte bis zu seinem Tod am 27. Mai 2018 im hessischen Fritzlar, wohin er nach Aufenthalten in Hagen (im Bremischen) und Grömitz an der Ostsee zurückkehrte. In Hagen verbrachte Wolfgang Kleinschmidt 14 Jahre als Kunstlehrer an der örtlichen Waldschule. Parallel zu seiner Tätigkeit als Lehrer entwickelte er sich künstlerisch zu verschiedenen Arbeitsthemen weiter.
Seine Arbeitsthemen stehen unter folgenden “Aufhängern”: “Landschaften” (Reduktion auf Linien, Strukturen und Farbwerte), “Grafische Notationen” (transcription of organ music, Museum of Modern Art, New York (1964) oder eine malerisch/grafische Umarbeitung von: “le sacre du prontemps”, wofür er den “Premio Italia1980” (den Preis von Italien) bekam. Eine Serie — “Musikstücke für die kleinen Götter” — wurde in der Galerie Schwertl, München, 1976 ausgestellt. Im Jahre 1983 entstanden mehrere Variationen nach einer Schallplatte von David Bowie. Als weiteres Arbeitsthema seit vielen Jahren gelten die Arbeiten “Kalligrafie und Schriftornamentik”, gesehen als individualistischer Gestus einer “ecriture automatique”.
Mit dem Environment “Cemetery” anläßlich der Operationen im Museum “Fridericianum” in Kassel 1969 erregte Kleinschmidt besondere Aufmerksamkeit. Bodenobjekte wurden auf der “documenta 6” in Kassel vorgestellt, eine Dia Schau über Kleinschmidts Arbeiten mit Texterläuterungen wurde auf der “documenta 7” gezeigt. Kleinschmidt sagt: “ich spreche ungern über meine Arbeiten, inzwischen tun dies die Kritiker”.
So kann man vom Forschungsinstitut Bildender Künste in Nürnberg erfahren: “Sie (Kleinschmidt) sind an einem Punkt Ihrer Karriere angelangt, wo ihr Name und die damit zusammenhängende Aussage für eine Eintragung im Künstler-Kompendium wichtig geworden sind.” So steht es da — und so einfach war es sicher nicht — wenn man bedenkt, daß Kleinschmidt 1962 anfing, künstlerisch tätig zu werden, daß alles seine Zeit braucht, und die ja bekanntlich stets zu kurz bemessen, um all das zu tun, was man sich vorgenommen hat. Im Jahre 1983 findet man Wolfgang Kleinschmidt neben so namhaften Künstlern wie Picasso, Christo, Andy Warhol oder Segall im Lexikon Tendenze Testimonianze del Arte Contemporanea (Accademia Italia).
Vor 50 Jahren fing alles mit einem “laisser faire” in Stockholm an. Mit dem Erlös der verkauften Bahnfahrkarte nach Deutschland wurden spontan Farben gekauft. Im Quartier Söder und in Gamla Stan, der Altstadt Stockholms, wurden diese ersten Bilder überraschend gut verkauft. Es langte zur ersten Ateliergründung und einem längeren Aufenthalt in Schweden. Einer Aufnahme in die Königliche Akademie der Künste stand nichts im Wege. Ein Studium an der Staatlichen Werkkunstschule in Kassel mit den belegten Fächern Angewandte Malerei, Technologie, Gestaltlehre, Farblehre, Freies Zeichnen, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte, Soziologie, Schrift und Geometrie schloß sich an. Malen und Zeichnen wurden an der “Accademi di belle Arti e Liceo Artistico” in Florenz und an der Sommerakademie in Salzburg studiert. Studienaufenthalte in der Schweiz, in Österreich, Dänemark, Schweden, Finnland und in Südfrankreich rundeten die künstlerische Ausbildung ab.
1965 bekam Kleinschmidt einen Preis für Wandgestaltung. Im Jahre 1980/81 wurde er zum Akademiker mit Goldmedaille ernannt, bekam den “Premio Italia” (Preis von Italien) und die Verdiensturkunde für seine künstlerischeTätigkeit von der “Universita belle Arti”. Ein Förderpreis der Kunstkommission Niedersachsen wurde ihm 1979 zuerkannt.
Künstlerische Arbeiten von Kleinschmidt kauften das Hessische Kultusministerium, das Bundestagsgebäude in Bonn (Kunstkommission), die Deutsche Hochseefischerei Bremerhaven, der niedersächsische Minister für Bundesangelegenheiten Hannover, das Traveler Museum in Kitzingen, die Ostdeutsche Galerie in Regensburg, der Kunstverein in Kassel, die Galerien Lometsch in Kassel und Schwertl in München und die Galerie am Bürgerpark in Bremerhaven.
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Gemälde im Wandel der Jahrzehnte
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Von 1960 bis 2018